Rückblick 

 

 

Unser gemeinsames Leben begann vor fast 25 Jahren auf einer Dorfkirmes. Die Liebe wuchs von Jahr zu Jahr. Wir verlobten uns heimlich. Eltern, Freunde und Bekannte lasen es tags darauf in der Tageszeitung. Schleichend und heimtückisch wurde meine spätere Frau Frau Marion schwer krank. Fast 3 Jahre musste sie gegen eine Krankheit ankämpfen, an der auch ich fast zerbrochen wäre.

Keine Chance auf Heilung!

Die Krankheit erforderte die stärksten Medikamente, die nicht zum gewünschten Erfolg führten. Zum Schluss von den Ärzten aufgegeben und nach Hause geschickt.

Das Wunder geschah!

Nach Monaten des dahin siechens besserte sich ihr Zustand bis zur völligen Genesung. Was zurück blieb war Diabetes, hervorgerufen durch zu starke Medikamente.

Medizinisch gesehen war Marions Gesundung nicht nachvollziehbar, eigentlich unmöglich, ein Phänomen. Aber es war so.

Nach ungefähr 9 Monaten wurde sie ungewollt, aber von den Ärzten toleriert, schwanger mit Yvonne. Es war unglaublich. Nach fast 3 Jahren unregelmäßiger oder gar keiner Periode wurden wir Eltern. Wir heirateten und 5 Monate später wurde unsere Tochter Yvonne durch Kaiserschnitt geboren. Nach wiederum gut 2 Jahren erblickte unsere Tochter Franziska, ebenfalls durch Kaiserschnitt, bedingt durch den Diabetes, das Licht der Welt.

Unser Glück war perfekt!

Meisterprüfung, Hausbau, Landwirtschaft übernommen.

 

Die Jahre vergingen. Unsere Kinder waren nie ernsthaft krank. Ich ging arbeiten, meine Eltern erledigten weiter größtenteils die Landwirtschaft, Marion kümmerte sich um Yvonne und Franziska, Haus, Garten und Hof.

 

Vor ungefähr 8 Jahren waren wir zu einer 3-tägigen Rundreise am Bodensee aufgebrochen. Bei Siegen befand sich eine Wanderbaustelle. Auf der wenig befahrenen Autobahn näherte sich mit hoher Geschwindigkeit ein PKW, der das Stauende nicht erkannte. Trotz Ausscherens aus der Kolonne auf die Überholspur, rammte er uns –nach eigenen Angaben- mit 150 km/h. Gepäck, alles flog auf der Autobahn herum. Der Kofferraum unseres Kombis war nicht mehr da. Zum Glück waren wir alle angeschnallt. Außer Prellungen hatten alle (auch der Unfallverursacher mit Frau und Kind) nichts.

Wir hatten überlebt!

Hier sah ich zum ersten mal einen Rettungshubschrauber landen und hoffte ihn nie im Leben wieder zu sehen.

 

Wie sehr sollte ich mich täuschen!

 

Das Leben ging weiter. Wir hatten uns einen Schäferhund zugelegt. Er brauchte weder Kette noch Leine, lief nicht weg, tat keiner Menschenseele etwas. Unser Hund brachte die Kühe auf die Weide und unsere Kinder zum Schulbus. Yvonne liebte ihren Hund. Sie war die Einzige, die ihn von Zecken und Ungeziefer befreien durfte.

 

Yvonne entwickelte sich zum Teenager. Sie ließ in der Schule nach, schmiss eine Fete nach der Anderen, war zickig, uneinsichtig, nervös und leicht reizbar. Aber auch sehr sexy, tolerant und eifersüchtig. Eben normal!

Sie hatte für etwas länger als 1 Jahr einen festen Freund. Vier Monate vor ihrem Tod beendete sie diese Beziehung. Es kam wieder etwas mehr Ruhe in ihr Leben. Sie hatte, glaube ich, ihren Weg gefunden. War mit sich und der Welt zufrieden. Yvonne bestand die Rollerprüfung und legte auch die Traktorprüfung –auf mein Drängen hin- ab. Diese Prüfung fiel ihr sehr schwer. Sie musste einen sehr großen Schlepper mit Zweiachsanhänger fahren. Ich war sehr stolz, als sie mir erzählte, dass sie den Hänger 20 Meter zurücksetzen konnte.

Ungefähr 3 Wochen vor Yvonne`s Unfall lag unser Hund im Schatten unter dem Traktor. Ich konnte ihn nicht sehen und überfuhr ihn. Er überlebte mit Kieferbruch und Fleischwunden.

Yvonne sagte damals: „Mach ihn gesund, koste es was es wolle“.

 

3 Wochen später war unser Hund gesund und    Y V O N N E    tot.

 

Ihr Wunsch hatte sich erfüllt, der Hund lebte.

 

Mein Wunsch, sie möge leben, erfüllte sich nicht!

 

Zweimal ging das Schicksal an uns vorüber. Beim dritten Mal schlug es unbarmherzig und grausamst zu.

 

Auf der Schreibunterlage von Yvonne steht:

 

„Es gibt Dir niemand die Schuld, dass die Welt so ist wie sie ist, aber Du hast Schuld, dass sie sich nicht ändert“.


“Träume nicht Dein Leben, sondern lebe Deinen Traum“.

 

So lebte sie, so lebten wir.

Warum musste sie so früh von uns gehen. Warum in der schönsten Zeit eines Lebens !

 

Warum, warum, warum………………………….??????

 

Yvonne mit Hasko im Mai 1997